Das ICH als literarisches Stilmittel ist selten erlaubt; nutzt der Schreiber, die Schreiberin es dennoch, kommt gleich eine neue Hürde hinzu. Als Literatur – so die großen, fast unerreichbaren Maßstäbe – gelte nur das, was frei erfunden ist; vielleicht nur wenig der eigenen Biographie hinzugefügt, aber doch soweit verfremdet, daß der Protagonist, die Protagonistin nicht mehr als solches erkennbar ist.
Es gibt Ausnahmen, gesellschaftlich anerkannt, wenigstens zum Teil, beispielsweise die Tagebücher der Anais Nin. Doch auch hier die Eingrenzung über das Genre des Tagebuchs. Gänzlich anders in der Malerei oder in der Photographie; hier wird die Ich-Aussage nicht nur geduldet, hier ist sie ausdrücklich erwünscht.